Ralf Göttel ist Vorstandsvorsitzender von Benteler, einem der zehn größten Unternehmen Österreichs. Der erfolgreiche Manager im Porträt: Seine Prinzipien, sein Werdegang, seine Strategien.
Ralf Göttel, CEO Benteler
Steckbrief: Ralf Göttel CEO-Benteler Gruppe Aktuelle Funktion: Vorstandsvorsitzender Benteler Gruppe Seit wann in dieser Funktion: Jahr 2017 Jahrgang: 1966 Staatsangehörigkeit: Deutschland Ausbildung: Diplomingenieur von der RWTH Aachen mit Schwerpunkt Automobilindustrie.
Beruflicher Werdegang Ralf Göttel
Eckdaten Benteler Gruppe Eigentümer: Eine im deutschen Familienbesitz befindliche Holding. Eigentümer ist die Familie Benteler Gründung: 1876 Zentrale: Hauptsitz ist seit 2010 Salzburg (Österreich) Länder: 27 Standorte: 92 Werke: 78 Investitionen in Forschung und Entwicklung: 76 Millionen Euro Branche: Automobilzulieferer Konzernkennzahlen 2021 Umsatz: 7,3 Milliarden Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern: 332 Millionen Euro Zahl der Mitarbeiter: 25.000, davon 23.319 Vollzeitäquivalente Benteler-Webseite Links/Videos zum Unternehmen: Video
Die heutige Benteler Gruppe geht zurück auf eine 1876 von Carl Benteler in Bielefeld eröffnete Eisenwarenhandlung. Erich und Helmut Benteler, die beiden Söhne des Gründervaters, übernahmen das Unternehmen nach dessen Tod im Jahr 1942 und bauten es zu einem weltweit tätigen Unternehmen aus.
Hubertus Benteler, der 1946 geborene Sohn von Erich Benteler, folgte ebenfalls wieder dem Vorbild seines Vaters und übernahm 1991 die Führung des Familien-Konzerns. Er blieb bis zum Jahr 2017 in dieser Position und übergab die operative Führung dann an Ralf Göttel.
Das wichtigste Geschäftsmodell von Benteler ist die Verarbeitung von Stahl und Aluminium. Auch produziert das Unternehmen Stahl im Elektrostahlwerk Lingen: Stahlschrott wird eingeschmolzen und zu hochwertigem Stahl verarbeitet. Produkte von Benteler sind in nahezu jedem Auto weltweit zu finden. Das Portfolio reicht von Rohren für Airbags und Achsen über Komponenten und Module für Chassis, Karosserie sowie Motor- und Abgasanwendungen bis hin zu modularen Technologien wie Systemlösungen für die Elektromobilität. Benteler ist in die Divisionen Automotive und Stahl/Rohr organisiert. Die Automobiltechnik ist für drei Viertel des Umsatzes verantwortlich.
MEHR ZUM THEMA Bentler, ein wichtiger Partner der Automobilindustrie © Benteler/Markus Feger Weitere Informationen über Benteler finden Sie im Firmenporträt "Benteler – Autozulieferer und Stahlrohrbauer mit langer und robuster Geschichte"
Bentler, ein wichtiger Partner der Automobilindustrie
Göttels Werdegang und Aufstieg zum Top-Manager
Ralf Göttel, Vorstandsvorsitzender des Metallverarbeitungsspezialisten Benteler, ist das, was man in der Autobranche einen "Car Guy", einen "Autonarr", nennt. Er ist ein Mann, dessen Leidenschaft das Automobil ist und der diese Leidenschaft auch zu seinem Job gemacht hat.
Nach dem Studium an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, wo er zum Diplomingenieur für Maschinenbau und Verbrennungsmotoren graduierte, begann Göttels Laufbahn bereits bei einem Automobilhersteller. Von Anfang 1990 bis 1992 war der Deutsche Entwicklungsingenieur bei Ford in Rheinland-Westfalen. Danach ging er zum bayrischen Dichtungsspezialisten Victor Reinz, wo er binnen fünf Jahren mit 32 Jahren zum Managing Director für das Europageschäft des Unternehmens aufstieg.
Mit 36 Jahren führte ihn sein nächster Karriereschritt im Jahr 2002 in die tiefsten USA, nach Ohio. Dort wurde er gleich zum Präsidenten eines Tochterunternehmens des renommierten US-Autozulieferers Dana. Das Unternehmen zählt mit einem Umsatz von rund neun Milliarden Dollar im Jahr 2021 zu den umsatzstärksten Unternehmen der USA und beschäftigt 36.000 Mitarbeiter.
Auch 2002 zählte der Konzern bereits in den USA zu den größten. Insgesamt war Göttel acht Jahre für den amerikanischen Zulieferer als Manager tätig, davon das letzte Jahr (2009) im bayrischen Neu-Ulm, wo eine Entwicklungs- und global Engineering-Tochter des Unternehmens seinen Sitz hat.
Danach, 2010, begann seine Karriere beim damals noch im deutschen Paderborn ansässigen Familienunternehmen Benteler, - gegründet vor 147 Jahren - als einer der Vorstände bei Benteler Automotive. Vier Jahre später war der diplomierte Ingenieur bereits CEO der Automotive-Sparte des Metallverarbeitungsspezialisten. Es sollte nur drei weitere Jahre dauern, bis er zum CEO der Benteler Gruppe aufstieg und über sämtliche Sparten des über sieben Milliarden Umsatz schweren Konzerns das Sagen hatte und zum Chef von rund 25.000 Mitarbeitern an über 90 Standorten und rund 80 Werken wurde.
Göttels Erfolgsbilanz ist beachtlich Firmenpatriarch Hubertus Benteler anlässlich der Übergabe der Verantwortung an Göttel
Firmenpatriarch Hubertus Benteler anlässlich der Übergabe der Verantwortung an Göttel
Der 2016 scheidende 70-jährige Firmenpatriarch und in dieser Zeit Vorstandsvorsitzende Hubertus Benteler streute ihm damals, anlässlich seines Jobantritts als neuen Vorstandsvorsitzender, Rosen: "Als Chef der Automobiltechniksparte hat er strategisch die richtigen Weichen gestellt und die Division wirtschaftlich auf den Erfolgskurs zurückgeführt. Er bringt die erforderliche Erfahrung und Führungsstärke mit, um die Gruppe in die Zukunft zu führen" Göttels Erfolgsbilanz sei „beachtlich".
Er hat ein tiefes Verständnis für die Digitalisierung Hubertus Benteler, Aufsichtsrat
Zudem attestiert ihm der langjährige Benteler-Boss "ein tiefes Verständnis für Digitalisierung und Industrie 4.0 und ein starker Hang zu globaler Expansion", so Benteler in einem Gespräch gegenüber dem Industriemagazin.
So habe Göttel laut dem nunmehrigen Aufsichtsrat Benteler die internationale Expansion beschleunigt (Eröffnung fünf neuer Werke), wichtige Weichen für die Sicherung der Produktion in Deutschland gestellt, Neuaufträge erhöht und wichtige Zukunftsthemen wie Industrie 4.0 und Elektromobilität forciert. So ein Auszug aus einem Artikel des nw.de aus dem Jahr 2016.
So tickt der Manager Was Göttel für Erfolgsstrategien erachtet
Göttel stellt sich auf LinkedIn die Frage: Was ist für ein erfolgreiches Business wichtiger - die Firmenkultur oder die Unternehmensstrategie? "Ich sage es ist eine Kombination von beidem - speziell heutzutage."
Als seine Mission nennt Göttel: "Lösungen zu schaffen, die nicht nur unser Geschäft voranbringen, sondern auch Vorteile für die Gesellschaft und zukünftige Generationen haben."
Dazu passt die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens, worüber Göttel in einem Firmenvideo spricht:
Ralf Göttels Führungsprinzipien 1. Mitarbeitern auf Augenhöhe begegnen Benteler Aufsichtsrats Hubertus Benteler dazu in einem Interview: Göttel respektiert Mitarbeiter, bindet sie in Entscheidungsprozesse ein und motiviere sie zu Höchstleistungen. Dazu passt auch das Zitat von Göttel: Ich verlange das von Mitarbeitern, was ich von mir auch verlange. 2. Eine werteorientierte Unternehmenskultur Göttel setzt bei Benteler auf eine werteorientierte Unternehmenskultur. "Wir schöpfen Kraft aus der Vielfalt". Das würde sämtliche Regionen, in denen Benteler weltweit tätig ist, einschließen. Dennoch scheint er nicht den Fokus aus den Augen zu verlieren: "Selbst die beste Kultur muss von einer überzeugenden strategischen Ausrichtung begleitet sein."
Benteler Aufsichtsrats Hubertus Benteler dazu in einem Interview: Göttel respektiert Mitarbeiter, bindet sie in Entscheidungsprozesse ein und motiviere sie zu Höchstleistungen. Dazu passt auch das Zitat von Göttel:
Ich verlange das von Mitarbeitern, was ich von mir auch verlange.
Göttel setzt bei Benteler auf eine werteorientierte Unternehmenskultur. "Wir schöpfen Kraft aus der Vielfalt". Das würde sämtliche Regionen, in denen Benteler weltweit tätig ist, einschließen. Dennoch scheint er nicht den Fokus aus den Augen zu verlieren: "Selbst die beste Kultur muss von einer überzeugenden strategischen Ausrichtung begleitet sein."
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Seine Managementstrategie Den Blick auf das große Ganze liefern und entsprechend entscheiden
Detailliert ausgearbeitete Fünfjahrespläne haben seiner Ansicht nach ausgedient. Viel wichtiger sei es, einen Rahmen für das große Ganze im Unternehmen zu liefern und so schnelle, flexible Entscheidungen zu ermöglichen.
Für ein wichtiges Führungsprinzip hält Göttel Flexibilität.
Wer flexibel, schnell und kreativ nach Lösungen sucht, kann heute mehr denn je viel bewegen.
Auf LinkedIn schreibt Göttels nach der Präsentation des autonom fahrenden Transporters "Mover" auf der CES Anfang 2023 merklich bewegt: "Pioniergeist ist in diesen Zeiten eine der wichtigsten Eigenschaften! Die Welt ist so volatil, dass die Baupläne der Vergangenheit kaum noch Gültigkeit haben. Doch das schreckt den Benteler-Boss offenbar nicht. Im Gegenteil, er schreibt: "Das ist gut so. Wer flexibel, schnell und kreativ nach Lösungen sucht, kann heute mehr denn je viel bewegen."
Für den Benteler-CEO war auch das Gründen einer kleinen Einheit im Unternehmen mit viel Freiraum und Start-up-Dynamik kein Tabu. Er hat, um die autonome Zukunft innerhalb der 25.000-Mann/Frau-starken Firmengruppe, voranzutreiben, 2021 Benteler EV Systems gegründet. Aus der Tochtergesellschaft wurde die neuen Marke HOLON. Der Fokus liegt auf vollständig elektrischen, autonom fahrenden "Movern", Transportern wie für den öffentlichen Verkehr.
Der HOLON Mover. Ein vollelektrischer, autonom fahrender Trasnporter. Der Produktionsstart ist für Ende 2025 geplant.
Göttel hat damit gezeigt, dass er willens und in der Lage ist, ausgetretenen Pfade in der Autozulieferindustrie zu verlassen und so versucht, neue Chancen am Markt zu ergreifen.
Eine Erkenntnis des autonomen Fahrens ist, nicht im schwierigsten Szenario zu planen Ralf Göttel
Die Risiken hat der Benteler-CEO im Blick. So will Göttel mit Entwicklungen für den autonomen Güterverkehr, laut Experten ein vielversprechender Markt, mit einer solchen Produktentwicklung dennoch zuwarten. "Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht, nicht zu breit zu starten. Wir schaffen mit unserem autonom fahrenden Bussen die Basis für andere Anwendungsfälle. Eine Erkenntnis des autonomen Fahrens ist, nicht im schwierigsten Szenario zu planen", so Göttel gegenüber dem Branchendienst next-mobility.de. Das deckt sich auch mit einer Analyse des nw.de: Göttel gilt als hartnäckig, aber besonnen.
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