In Hausach klappert es wieder: Die Störche sind da! Insgesamt fünf Paare haben sich in der Stadt unter Burg niedergelassen und bereiten ihre Brut vor. Eines davon muss sich aber einen neuen Nistplatz suchen. Ihr alter wurde unbewohnbar gemacht.
„Wir haben in diesem Jahr wieder fünf Storchenpaare, aber nur vier Nester“, berichtet Rudi Allgaier, der sowohl bei den Haslacher Storchenfreunden als auch beim Nabu aktiv ist, auf Anfrage unserer Redaktion. Allgaier betreut die Hausacher Störche und steht in engen Kontakt mit den örtlichen Behörden sowie dem Regierungspräsidium. Denn es bestand Klärungsbedarf: Seit 2020 nisten auf dem Kamin der Stadtkirche zwei Störche. Und das bringt Probleme mit sich, schließlich wird der Kamin benötigt, um die Kirche zu beheizen. Hatte man die Vögel im ersten Jahr noch gewähren lassen und die Heizung abgestellt, hatten Storchenfreunde und Feuerwehr im darauffolgenden Jahr versucht, mit einer Blechkonstruktion die Störche am Nisten zu hindern. Ohne Erfolg. Mit dem Weggang von Pfarrer Christoph Nobs wurden dann im folgenden Jahr wiederum keine Maßnahmen ergriffen, aber nun soll Schluss sein.
Der Kamin bekam eine Art Zelt aus Metallrohren, die es dem Storchenpaar unmöglich machen sollen, ihr Nest dort aufzubauen. „Und sollten sie es doch versuchen, werden die Äste entfernt“, so Allgaier. „Das ist mit dem Regierungspräsidium abgesprochen. Gibt es triftige Gründe gegen ein Storchennest, dürften die Störche am Nestbau gehindert werden. Aber nur so lange das Nest nicht fertig ist“, erklärt er. Der triftige Grund ist in dem Fall die Kirche, die beheizt werden muss – nicht zuletzt auch, um Schimmelbefall vorzubeugen.
Auf die Straße setzen wollte man das Paar aber nicht und so wurde ein Ersatznistplatz auf der Stadtkirche errichtet, der dann aber dummerweise von einem anderen Storchenpaar in Anspruch genommen wurde. „Das erste Paar hat echt die Loser-Karte gezogen“, meint Allgaier .
Insgesamt bauen also drei Storchenpaare auf der Stadtkirche – oder versuchen es zumindest. Irgendwann würden die Störche auf dem Kamin es aufgeben, weiß Allgaier, und einen alternativen Nistplatz in Hausach oder dem näheren Umland suchen. „Weil sie die Gegend und Futterstellen kennen“, so der Storchenexperte.
Dass mehrere Störche in unmittelbarer Nähe – auf dem Rathaus nistet ebenfalls ein Paar und nur anderthalb Kilometer weiter ebenfalls eines auf der Dorfkirche – ist nicht ungewöhnlich. „Es kann bei Störchen zu Kolonienbildungen kommen, manchmal bis zu einer Größe von 60 Exemplaren“, berichtet der Storchenexperte. Davon ist Hausach noch weit entfernt, aber Störche, die in Kolonien aufgewachsen sind, sind toleranter gegenüber der Anwesenheit anderer Störche und dulden es eher, wenn Artgenossen in der Nähe nisten.
Die Störche auf der Hausacher Stadtkirche wurden den Informationen ihrer Fußringe nach in Kolonien groß, was erklärt, warum sie recht friedlich nebeneinander her leben – im Gegensatz zu den Haslacher Störchen, die ihr Revier aggressiv gegen Eindringlinge verteidigen. Trotzdem könne es auch in Hausach noch passieren, dass neue Störche dazu kämen und ein Paar vertrieben wird.
Unabhängig davon, wie viele Störche nun in Hausach brüten werden, macht der Klimawandel den Störchen und ihrer Aufzucht zu schaffen. „Der letzte Sommer war viel zu trocken. Alle Gräben waren ausgetrocknet, die Feuchtbiotope lagen trocken und die Störche haben keine Amphibien gefunden“, berichtet Allgaier. Zwar fressen Störche auch gerne Mäuse, „aber auch von denen gibt es aufgrund der extensiven Landwirtschaft immer weniger“. Zudem nehmen Storchenküken den Hauptteil ihres Flüssigkeitsbedarfs über die Nahrung auf – und das geht am besten über Amphibien. Das Wasser, das die Storcheneltern ihren Jungen im Schnabel bringen, ist meistens nicht ausreichend.
Auch für dieses Jahr sehe es nicht gut aus. „Der Februar war schon viel zu trocken, die Wasserstände sind in den vergangenen Woche nur unwesentlich gestiegen“, fasst Allgaier seine Beobachtungen zusammen.
Ob wie in 2022 insgesamt acht Storchenjunge – und das waren schon nicht viele – in Hausach groß gezogen werden, ist also fraglich. „Die Nachverfolgung von mit Sendern ausgestatteten Jungstörchen zeigt, dass rund 70 Prozent von ihnen das erste Lebensjahr nicht überleben. Um die Zahl der Störche zu erhalten müsste also jedes brütende Paar mindestens zwei Junge durchbringen“, rechnet Allgaier vor.