Der Preis für Dortmunds imposanteste Schrottimmobilie ist um 1,5 Millionen Euro gesunken. Angepriesen wird das Gebäude aber mit alten Bildern aus besseren Zeiten.
Wieder ist ein Investor abgesprungen, und schon wird der nächste gesucht. Die alte Hoesch-Zentrale im Unionviertel, später Sitz des ehemaligen Versorgungsamtes, steht weiter zum Verkauf.
Das Haus verfällt, der Preis sinkt. Statt zuletzt 14 Millionen Euro werden auf der Immobilien-Plattform Immoscout24 für das imposante Gebäude „mit prägnanter Historie“ und vermietbarer Fläche von 14.000 Quadratmetern jetzt 12,5 Millionen Euro als Verkaufspreis aufgerufen.
Anbieter ist die Frankfurter Seil Real Estate GmbH. Sie beschreibt den Gebäudezustand als „gepflegt“, bezeichnet die Qualität der Ausstattung als „gehoben“, verlagert das imposante Haus ins Herz der „beliebten Nordstadt“ und belegt die Angaben mit Fotos. Die stammen allerdings aus der Zeit, bevor die Vandalen in dem seit 2011 leer stehenden Bau gehaust haben.
Das markante, denkmalgeschützte Gebäude an der Rheinischen Straße 173, wurde von 1916 bis 1921 errichtet. Es wird allerdings immer schwerer, den Charme der goldenen 20er-Jahre zu erkennen; denn die Ausstrahlung der Marmorpracht des großzügigen Foyers am zentralen Eingang hat durch zahlreiche Schmierereien auf den Sandsteinwänden und den Glasscheiben in den Lichthöfen gelitten.
Vieles in dem Bau war vor ein paar Jahren noch so, wie es die Industriebarone zu Hoesch-Zeiten vor einem Jahrhundert ausgebaut haben, von den mechanisch miteinander verbundenen Doppeltüren der einstigen Chef-Büros bis zum großen Konferenzsaal im ersten Obergeschoss mit den Holzvertäfelungen an den Wänden und dem gut 15 Meter langen Konferenztisch aus Eichenholz sowie zwei mächtigen Kronleuchtern an der Stuckdecke.
Das ist alles noch auf den Fotos in der neuesten Immobilienanzeige zu sehen. Doch dieser Saal, der am Ende des Zweiten Weltkrieges auch Versammlungsort der Stadtverordneten war, ist inzwischen eher ein Bild des Jammers. Der Konferenztisch ist angebrannt, die Kronleuchter sind gestohlen, Fenster wurden zerstört, Wände aufgebrochen, Kabel und Rohre sowie Türbeschläge entfernt.
Zuletzt hatte das zunehmend verfallende Haus für einen Datenskandal gesorgt. Alte, teils sensible Akten noch aus der Zeit vor dem Auszug des Versorgungsamtes lagen verstreut auf dem Boden.
Seit 2012 gaben sich an dem früheren Prachtbau interessierte Investoren die Klinke in die Hand. Zunächst war es die Peach Property Group AG , die das Gebäude mit Wohnungen und Gewerbeeinheiten füllen wollte. Daraus wurde genauso wenig etwas wie aus den Mitte 2016 angekündigten Plänen für ein Vier- Sterne-Hotel mit 210 Zimmern. Der Abschluss der Umbauarbeiten war für Ende 2018 angekündigt. Betreiber sollte die Hamburger Novum Hotelgruppe sein.
Auf Peach Property folgte als neuer Eigentümer dann die Novum Hotelgruppe in Gestalt ihrer Tochter Novum Development. Sie plante ein Hotel mittleren Segments mit 245 Zimmern. Auch diese Pläne wurden wieder ad acta gelegt. Zwischenzeitlich waren auch Studenten-Apartments im Gespräch.
Zuletzt versuchte die Frankfurter Immobilien-Gesellschaft MCM das Gebäude als Vermittler zu vermarkten, doch ein anfangs interessierter Investor sprang kurz vor Weihnachten 2022 wieder ab, unter anderem mit der Begründung, das umliegende Gebiet entwickle sich nicht so gut.
Die alte Hoesch-Zentrale liegt nahe dem früheren Werk Hoesch Spundwand und Profil (HSP). Das brachliegende Gelände soll unter dem Namen „Smart Rhino“ zu einem urbanen Quartier mit Wohn-, Arbeits- und Freizeitmöglichkeiten umgewandelt und neuer Standort für die Fachhochschule werden. Zurzeit hakt es an der ausstehenden Entscheidung der Landesregierung, ob das Land einen FH-Neubau finanzieren will.
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